China erleben

Insiderwissen aus China aus erster Hand

Über diesen Blog

Mein Name ist Martin und ich bereise China seit mittlerweile sieben Jahren. Mal als Privatmann, mal als Lobbyist, mal als Geschäftsmann. Dabei habe ich viel erlebt, was ich hier gerne mit Dir teilen möchte. Hier ein paar grundsätzliche Hinweise zu diesem Blog: Ich verzichte hier auf jegliche “Genderei” – nicht das ich davon nichts halte – aber ich lebe nun über sechzig Jahre mit der deutschen Sprache und möchte mich bei den folgenden Beiträgen gerne gedanklich auf den Inhalt konzentrieren und nicht dauernd darüber nachdenken ob ich jetzt nun richtig “gegendert” habe. An dieser Stelle versichere ich aber allen Geschlechtern das sie mir gleich wichtig sind und keinerlei Diskriminierung beabsichtigt ist.

Auch kümmere ich mich weniger um diverse Formen der Rechtschreibreform und schreib wie mir der Schnabel gewachsen ist. Tatsächlich nutze ich für viele Beiträge die Diktat App in meinem Iphone und korrigiere anschließend nur inhaltlich. Wenn Dir irgend etwas daran nicht gefällt, steht es Dir frei jederzeit den Blog zu verlassen und ihn nicht weiter zu beachten.

Damit Du Dich leicht zurechtfindest habe ich den Blog in zwei Teile aufgeteilt. Auf der Hauptseite sind meine aktuellen Beiträge und das dazugehörige Archiv. Auf der zweiten Seite findest Du aktuelle Informationen, wie z.B. Adressen für Visa etc aber auch eine Rubrik mit Stories die ich in den letzten sieben Jahren über China geschrieben habe. Im aktuellen Bereich versuche ich gewisse Schlagworte mit Informationen auf der zweiten Seite zu verlinken, so dass Du bei Bedarf schnell die dazugehörigen Infos oder Geschichten findest.  Ich erzähle natürlich aus meiner Sicht was ich erlebe, möchte Dir aber auch einen Eindruck dessen vermitteln was meine chinesischen Freunde und Bekannte über verschiedene Themen so denken. Daher spiegelt das von mir geschriebene nur bedingt meine Meinung wieder und ich möchte an dieser Stelle betonen das nicht alles was ich hier für Dich schreibe meiner persönlichen Überzeugung entspricht. Gerne darfst und sollst Du das kommentieren aber bitte mit der gebotenen Höflichkeit mir und meinen chinesischen Freunden gegenüber. Ich behalte mir auch vor, Kommentare die aus meiner Sicht nicht hierhingehören zu löschen oder deren Verfasser zu sperren. Aller Anfang ist schwer und so versuche ich einen informativen und unterhaltsamen Blog für Dich zu schreiben. Dabei werde ich bestimmt viel lernen und der Blog wird sich weiterentwickeln und hoffentlich dazu beitragen das es ein besseres Verständnis zwischen Chinesen und Deutschen und umgekehrt gibt. Nun wünsche ich Dir viel Spaß beim Lesen und ich hoffe Du bleibst diesem Blog treu und empfiehlst ihn weiter.

Haarshop in China

Da ich kürzlich gerade wieder das Vergnügen eines Friseurbesuches hatte möchte ich Dir heute über meine Besuche im Hairshop berichten. Aber ich fange erst einmal mit dem profanen Haareschneiden in China an und was man dabei so alles erleben kann

Haare schneiden!

Chinesen sind ALLE sehr auf ihr Äußeres bedacht und ich habe eigentlich (bis auf wenige Bettler die ich gesehen habe) noch keinen wirklich ungepflegten Chinesen erlebt. Das gilt insbesondere für die Haarpflege und so sind die zahlreichen Hairshops (so heißen die meist auch wirklich, damit auch Ausländer diese finden) gut besucht. In Zeiten von corona und Lockdown war dies natürlich eine echte Herausforderung, die auch nicht immer befriedigend gelöst werden konnte. So bot in unserem Quartier ein Friseur, der ja auch im Lockdown war, seine Dienste auf einem Stuhl vor seinem Hausblock für alle Mitbewohner kostenlos an. Sicherlich eine gute Werbemaßnahme, wenn sie auch wie Du gleich feststellen wirst, nach hinten losging. Ich versuchte natürlich auch über die gemeinsame WeChat App einen Termin bei ihm zu ergattern, wurde aber (zum Glück)auf später vertröstet. Er schnitt nämlich an einem Tag einem später positiv getesteten Mitbewohner die Haare und alle die seine Dienstleistung in Anspruch genommen hatten, durften, wie er auch, für vierzehn Tage in die öffentlichen Quarantäneeinrichtung. Glück gehabt! mir ist nicht berichtet worden ob er in der Quarantäneeinrichtung seine Werbung fortsetzen konnte.

Ich musste also warten bis wir aus dem Lockdown rauswaren und fand, langsam mich unwohl fühlend mit meinen zwar wenigen aber wild wachsenden Haaren, nur einen Haarschneideservice in dem Supermarkt in dem ich einkaufen durfte. Alle anderen hatten noch geschlossen. Wahrscheinlich weil es sich hierbei um einen Armeleute Friseur handelte, musste ich nichtmals warten und durfte in der Schmuddelecke direkt auf dem abgewetzten Bürosessel vor einem hochkant stehenden Pappkarton mit den entsprechenden Friseurutensilien Platz nehmen. Ich nehme es vorweg, für umgerechnet 1,90€ durfte ich auch nicht sehr viel mehr erwarten. Der junge Mann der mich frisieren sollte und dieses Handwerk bestimmt nicht gelernt hat, brauchte erst einmal geraume Zeit um sich in einen Schutzanzug zu zwängen und mir einen fleckigen Umhang umzulegen. Nach dem Besprühen aller Gerätschaften mit einer Desinfektionsflasche, von der ich allerdings bei dem Preis vermute das nur Wasser drin war, fing er auch schon an meinen Kopf, bzw. meine Haare mittels Akkuschneider sach- und fachgerecht zu bearbeiten.

Das Besprühen der Geräte ließen meine Gedanken weit zurück in meine Jugend schweifen, zu einer Reise per Interrail nach Südfrankreich. Damals suchten mein Freund und ich ein billiges Hotel in Marseille und wurden, naiv wie wir waren, im Marokanerviertel in der Nähe des Bahnhofes fündig. Der Besitzer gab uns auch bereitwillig ein Doppelzimmer und führte uns zu dem Schlafraum. Dort angekommen nahm er eine große Sprühflasche, auf der Insekten abgebildet waren und besprühte die vom vorherigen Gast benutzte Bettwäsche zur weiteren Nutzung. Ich wollte schon im festen Glauben an deutsche Chemieprodukte und weil ich auch müde war das Zimmer bereitwillig nutzen, aber mein etwas penibler Freund verweigerte sich diesem “grundgesäuberten” Zimmer. Das Problem war nur das wir schon eine Zahlung mit einem fünfzig DM Schein getätigt hatten und der Besitzer auf einmal nichts mehr verstand als wir versuchten ihm klar zu machen das wir gehen und natürlich unser Geld zurück haben wollten. Er verschwand einfach im Hinterzimmer und ließ uns unverrichteter Dinge an der Rezeption stehen. Da ich zu der Zeit im Einzelhandel ein Praktikum gemacht hatte, wusste ich wie eine Registrierkasse mit einem Handschlag geöffnet wird und tat dies auch. Und richtig da lag nur der eine fünfzig DM Schein drin, den ich schnell ergriff und wir wie vom Teufel getrieben davonrannten. Wildes Geschreie verfolgte uns durch das Marokkanerviertel, aber wir verließen es lebend.

Bei diesen Gedanken konnte ich feststellen das mein Friseur sichtlich Spaß an der Arbeit hatte und vielleicht davon träumte einmal ein großer Figaro zu werden, so virtuos bearbeitet er meine Haare. Immerhin hing ein halb blinder Spiegel an der Wand so dass ich das ganze gut beobachten konnte. Ähnlich wie im Krankenhaus (andere Geschichte) bei dem Gespräch mit einem Arzt als ich einmal krank war, versammelten sich auch hier mehrere Besucher um sich mit anzusehen was der junge Mann mit dem “laowei” (Ausländer) macht. dabei wurde viel gesprochen (was ich natürlich nicht verstand) und viel gelacht (konnte nur um mich gehen).

Glücklicherweise hatte meine Mitbewohnerin klare Anweisungen gegeben wie zu schneiden ist, so das ich keine weiteren Verständigungsprobleme hatte. Allerdings Zeit um mir den Arbeitsplatz etwas genauer anzusehen. Dabei fiel mir ein Staubsaugerschlauch mit Polsterbürste auf und ich bewunderte die Kreativität des Besitzers und dachte das er aus dem Staubsauger einen Staubbläser gemacht hat. Und tatsächlich als er mit dem Schneiden fertig war, nahm er besagten Staubbläser, desinfizierte die Teppichbürste mit “Desinfektionswasser” und schaltete das Gerät ein. Ich staunte nicht schlecht, als es sich eben doch als StaubSAUGER herausstellte und er mit der Bürste Kopf, Nacken, Gesicht und Hals bei direktem Hautkontakt absaugte. Nur für einen Moment dachte ich über meinen eigenen Schweiß (bei 37 Grad Außentemperatur) und den der vielen vorherigen Kunden nach. Endlich erlöst, zahlte ich per WeChat die 15 RMB (Trinkgeld ist in China nicht üblich) und fuhr schnellstens mit dem Fahrrad in unsere Wohnung und nahm eine ausführliche Dusche. Allerdings konnte sich das Resultat dieses Besuches durchaus sehen lassen.

Etwas gehobenerer Haishop

Normalerweise geht man aber eben in einen normalen “Hairshop” von denen es in jeder Strasse eine Menge gibt. letztens war es wieder soweit und meine Mitbewohnerin lotste mich zu einem solchen, erläuterte dem Mitarbeiter (hier in China wird noch streng getrennt wie früher bei uns in der Kirche – Frauen auf der einen Seite werden von Frauen bedient, Männer auf der anderen Seite werden von Männern bedient) wie zu schneiden ist, der Preis wird vereinbart und da ich noch etwas warten musste setzte ich mich im Eingangsbereich auf ein etwas abgewetztes aber komfortables Sofa. Meine Mitbewohnerin sagte das sie derweil etwas bummeln gehen würde und liess mich allein. Keine fünf Minuten später erhielt ich eine Message von ihr auf WeChat das ich den Hairshop verlassen und zu einem anderen in der Nachbarstrasse kommen solle. Da solche Anweisungen nie ohne triftigen Grund kommen folgte ich brav, verabschiedete mich mit einem “zai jian” was auf Wiedersehen heißt (aber in diesem Fall nicht so gemeint war) und traf meine Mitbewohnerin in dem anderen Hairshop. Der triftige Grund war erstens ein günstigerer Preis 30 RMB (also 4,35€) zu 35 RMB (also 5,07 €) und keine Wartezeit. ich nahm also brav auf dem Friseurstuhl Platz bekam einen sauberen Umhang umgehängt und erst einmal eine ausführliche Kopf- und Nackenmassage.

An dieser Stelle muss ich erwähnen das es in China kein duales Ausbildungssystem wie in Deutschland gibt und die meisten Handwerksberufe im “learning by doing” ihre Ausbildung absolvieren. Jemand der schon lange gelernt hat wird eben als Meister geführt (und da ist der Haarschnitt auch teurer) aber bei den Jungspunden ist es eben billiger. Ich denke immer in diesem Handwerk kann nicht soviel verkehrt gemacht werden, schließlich wächst auch mein schütteres Haar, wenn auch langsam nach. problematischer sehe ich dieses Ausbildungsprinzip schon in KFZ Werkstätten oder anderen Dienstleistern wie Gas- und Heizungsinstallateuren. Ehrenrettend muss ich allerdings sagen das China das deutsche duale Ausbildungssystem mehr und mehr kopiert und einführen will.

Auf jeden Fall fühlt sich die Kopfmassage gut an und ich denke beim beherzten Zugriff in meinem Nacken nur kurzfristig über meinen Bandscheibenvorfall am sechsten Halswirbel und die mangelnde Kompetenz des jungen Mannes. In diesem Moment des Wohlfühlens möchte ich sogar das Risiko einer Querschnittlähmung eingehen auch wenn ich nicht glaube das mich meine Mitbewohnerin im Rollstuhl durch die Gegend fahren würde.

Aus solcherlei trüben (mir eigentlich fremden) Gedanken werde ich aufgeschreckt und mir wurde bedeutet doch mit in den Waschraum zu kommen. Hier wie auch in westlichen Friseursalons stehen die Waschsessel auf denen man es sich bequem macht um die Haare gewachen zu bekommen. Dies ist wieder eine Kombination aus waschen und Massage und mit geschlossenen Augen kann man es wunderbar genießen. Danach geht es zurück zum Friseurstuhl und die eigentliche Schneideprozedur beginnt. Ich bin immer wieder begeistert wie lange die an meinem schütteren Haar so rumschneiden können, als würden sie nach Zeit bezahlt. Dann, wenn man zufrieden ob des Ergebnisses genickt hat und ein “xie xie” (gesprochen sir sir wie das englische Sir) ausgesprochen hat was soviel wie besten dank heißt, kommt der kuriose letzte Teil. Es geht erneut in den Waschraum und die Haare werden erneut gewaschen. Danach wieder zurück und die Haare werden geföhnt und man (zu Frau komme ich gleich) kann gehen. Die Bezahlung erfolgt wie immer über die Bezahlfunktion aber da es in China üblich ist zu Friseurbesuch oder Massage einzuladen habe ich bisher erst einmal (für 15 RMB) den Friseur selber bezahlt (-:

Bei Frauen dauert diese Prozedur bekanntlich weltweit länger und so kann es durchaus passieren das meine Mitbewohnerin und ich gemeinsam zum Friseur gehen (sie bezahlt) und wir uns mit einer Zeit Differenz von 2-3 Stunden wieder treffen. Viele Frauen die in älteren Wohnungen ohne richtige Dusche leben oder einfach zu bequem sind sich die Haare selber zu waschen, nutzen den Friseur auch einfach nur um sich die Haare waschen und trocknen zu lassen, was etwa 30 RMB (4,35€) kostet.

So hatten wir folgende nette Begebenheit als uns meine Mitbewohnerin vor drei Jahren in Deutschland besuchte und wir in Kölln durch die Einkaufsstraßen bummelten. Sie sah ein Friseur Geschäft und hatte auf einmal das Bedürfnis ihre Haare waschen zu lassen. Ich fragte also im Geschäft ob es möglich sei nur die Haare waschen zu lassen was mir positiv beschieden und gleich der Preis von 10,-€ genannt wurde. Wir waren handelseinig, meine Mitbewohnerin verschwand im Geschäft und ich wartete geduldig vor der Türe auf das sie fertig würde. Auf einmal erschien die Mitarbeiterin mit einem verzweifelten oder vielleicht sogar erbosten Gesicht und berichtete mir das meine Mitbewohnerin es ablehne ihre Haare selber zu föhnen und diesen Service in Anspruch nehmen wolle. Die Mitarbeiterin sagte mir das sie das normal nicht machen aber mit dem Hinweis auf die Kommunikationsschwierigkeiten mit der Chinesin konnte ich sie dazu bringen die Haare doch zu föhnen was aber weitere 15,-€ kostete. So hatten wir für die gleiche Leistung wie in China das fünffache ausgegeben und so wie ich in China immer und zu fast allem eingeladen werde, war ich hier in Deutschland dran )-:

Luxushaarshop und Massage

Nun zeige ich Dir also die Königsklasse des Haareschneidens in China. Also zeigen ist vielleicht zu viel gesagt, aber ich werde es so gut wie möglich beschreiben. Der eigentliche Vorgang ist naturgemäß nicht anders als in anderen “Hairshops” aber die Begleiterscheinungen sind einfach luxuriöser und noch angenehmer. Meist sitzen die Mitarbeiter im Eingangsbereich der, in diesem Segment fast immer in den oberen Etagen eines Gebäudes befindlichen, Räumlichkeiten, um Jacke, Schirm, Tasche oder was man sonst noch loswerden will, in Empfang zu nehmen. Dann, nachdem man (und natürlich auch Frau, sorry nochmal an dieser Stelle) an seinen Platz geleitet wurde, wird man erst mal mit allerlei Köstlichkeiten (von Obst über Gebäck bis hin zu Fruchtsuppe o.ä.) versorgte, bevor der zugeteilte Mitarbeiter mit der Beratung und damit automatisch mit der Rechnungsstellung (hier kann ich nichts zu den Preisen sagen, da ich immer eingeladen werde, aber entsprechend der Länge der Diskussion gehe ich davon aus das meine Mitbewohnerin immer einen guten Preis aushandelt – so nach dem Motto: für das bisschen Haare willst Du doch nicht soviel verlangen, oder!!) beginnt. Wie schon erwähnt, ist es ohne ausreichende Sprachkenntnisse nicht ganz einfach und daher bietet es sich immer an Freunde mitzunehmen die einem helfen. Ich bin auch der festen Überzeugung das man sonst ziemlich schnell über den Tisch gezogen oder sprichwörtlich über den Löffel barbiert (Früher nutzten Barbiere einen Löffel, um bei alten Männern die aufgrund von fehlenden Zähnen eingefallenen Gesichtspartien nach außen zu drücken, und damit die Rasur einfacher zu gestalten – wobei ich jetzt nicht weiß was daran so betrügerisch sein soll (-: ). Also wenn Du mal alleine in China zum Friseur musst suche entweder einen Shop in großen Shoppingmals (da wird häufiger englisch gesprochen) oder versuche per Übersetzungs App im Voraus klar den Preis zu vereinbaren. Betrug ist in China nichts wirklich negatives sondern mehr ein Volkssport und je leichter Du es Deinem Gegenüber machst desto größer fällt der Betrug aus, allerdings umso enttäuschter ist er auch, schließlich ist es ein Sport und zu leicht mag man da auch nicht gewinnen. Diese “Philosophie” des “bevor Du mich betrügst, betrüge ich besser Dich” wird übrigens dem großen Feldherrn Cao Cao (155-220) zugeschrieben. Er ist in den Köpfen der Chinesen sehr präsent und wenn man sich über Betrügereien unterhält und den Namen Cao Cao fallen lässt wird herzlich gelacht.

Aber zurück zu meinem Friseur Event. Nach einer ersten Kopfmassage, leichter Schultermassage, Waschen, Schneiden, Waschen und Fönen steht dieses Mal auch Ohrenputzen mit auf dem Zettel. hierzu wird die Watte am Wattestäbchen zu einer Spitze gezwirbelt und damit sehr zartfühlend das innere des Ohres gereinigt. Diesen Service kannst Du auch in einigen Touristenhochburgen auf der Strasse in Anspruch nehmen, was ich persönlich auch schon mehrmals gemacht habe (Kosten zwischen 5-10 RMB). Ich kann das nur empfehlen, ist wirklich ein angenehmes Gefühl.

Eine Ohrreinigung oder Massage ist sehr empfehlenswert und wird auf der Strasse oder im Hairshop angeboten

Um das angenehme Gefühl noch zu erweitern wird einem in den gehobenen Hair Shops im Anschluß an den Haarschnitt immer auch eine richtige (kostenpflichtige) Massage in einer weiteren Etage gelegenen Massageabteilung angeboten. Wenn meine Mitbewohnerin großzügig ist oder mir die Wartezeit verkürzen will, lädt sie mich des Öfteren zu einer Massage ein. Hier kehrt sich das Verhältnis um und man (und auch Frau) kann sich aussuchen von wem man massiert wird. In der Regel ist das dann so das ich eine Frau zum massieren aussuche (ja es ist tatsächlich so das man aus den wartenden MitarbeiterInnen eine auswählen darf) und meine Mitbewohnerin einen Mann. hier gibt es dann von der Fuß über Nacken- bis zur Ganzkörpermassage alles was der Geldbeutel hergibt. Um die Frage gleich zu beantworten – hier hat die Massage nichts mit erotischer Massage zu tun, auch wenn es bei der Ganzkörpermassage hart an der Grenze ist. Erotische Massagen wie auch Prostitution sind in China verboten, aber wie mir berichtet wurde in Hinterzimmern durchaus auch anzutreffen.

Hier nun noch ein Tipp um an all diese Annehmlichkeiten kostengünstig zu kommen. Es gibt bestimmte Apps die alle diese (teuren) Leistungen zum Einführungspreis oder Schnupperpreis anbieten. Meine Mitbewohnerin ist eine Meisterin darin diese herauszufinden und so bekommen wir das Haareschneiden oder auch Massagen meist zu einem fantastisch günstigen Preis. Hierzu brauchst Du aber wieder kundige Freunde die das für Dich herausfinden.

Quarantäne die zweite, dritte …

Eigentlich wollte ich Dir in aller Ruhe Schritt für Schritt erzählen was aktuell so alles passiert in China und speziell in meinem Umfeld in Zeiten der Quarantäne. Verschiedene Berichte zum Leben in der Quarantäne sind in Vorbereitung und werden in der nächsten Zeit hier zu lesen zu sein. Nun aber mache ich einen Zeit- oder besser Aktualitätssprung zur derzeitigen Situation.

Keine drei Tage ist es nun her das uns hoffnungsfroh verkündet wurde das der Lockdown in Taicang aufgehoben wurde und wir uns wieder frei bewegen können. Auch wenn es noch gewisse Einschränkungen gibt, Restaurants sind geschlossen nur nur take away ist möglich und die öffentlichen Verkehrsmittel einschließlich Taxi und Mietwagen dürfen noch nicht benutzt werden. So haben wir in den letzten Tagen die Möglichkeit der sehr preiswerten rent a byke Fahrräder genutzt um die Gegend zu erkunden, aber auch um weitere Grundnahrungsmittel zu kaufen. So waren wir noch gestern Nachmittag im nahegelegenen Supermarkt (siehe auch meinen Blogeintrag „Essen und Einkaufen“ der noch folgt 😊) um einige weitere Grundnahrungsmittel zu bevorraten, da meine Mitbewohnerin mir ihr Gefühl mitteilte  das unsere Freiheit wohl nicht lange währen würde und der nächste Fall sozusagen schon vor der Türe stünde (wie recht sie damit wortwörtlich behalten sollte).

Während wir also einkaufen erreichen uns Informationen und Bilder von einem anderen Supermarkt in Taicang in dem ein positiver Fall einer Mitarbeiterin entdeckt wurde und sehen Bilder von hektisch davonstürmenden Kunden die verhindern wollen das sie für zwei Wochen in einer unfreiwilligen Quarantäne in einem Supermarkt verbringen müssen. Die Pinguine haben dabei alle Hände voll zu tun wenigstens ein paar Kunden einzufangen und im Markt zu behalten.

Nachdem wir also wieder einmal mit gefüllter IKEA Tasche (nur diesem Produkt traut man hier die Haltbarkeit zum Transport von mehr als fünf Kilogramm zu) auf dem Fahrrad balancierend (über meine derzeit nicht aktuelle Krankenversicherung berichte ich später im Blog) zu Hause angekommen sind, alles verstaut und das Dinner vorbereitet und beendet haben, gingen wir ins Basement des Nachbarhauses in dem sich eine Tischtennisplatte befindet und trafen uns wie jeden Abend mit unserer Tischtennis Gruppe (also nicht nur als Wechat Gruppe – sondern tatsächlich real – auch wenn alle in den Spielpausen sofort Bilder vom Spiel und anderes auf Wechat posten) und begannen unser Turnier.

Ich bin jetzt seit zwei Wochen dabei und am Anfang merkte man mir doch sehr an das ich etwa fünfzig Jahre nicht mehr gespielt habe und so wurde ich von einem Spieler zum anderen durchgereicht und verlor meistens 11:0 oder 11:1. Da meine Mitbewohnerin eine leidenschaftliche und sehr gute Spielerin ist, bat ich sie mich in den letzten Wochen tagsüber zu trainieren, was zum Resultat hatte das ich nun im guten Mittelfeld spiele und auf Grund meiner unorthodoxen Spielweise (meine Mitspieler sagen „Martin – Methode“) da ich auf Grund meiner Körpergröße den Ball bei jeder Annahme in eine andere Ecke zurückschlage und manchmal eben auch in die gleiche) für jede Menge Spaß sorge.

Gestern Abend gesellte sich ein etwa zehnjähriger Junge zu uns und aus lauter Übermut fragten wir ihn ob er mitspielen wolle. Die Wahl des ersten Spieles fiel auf mich (weiß nicht warum) und der Knabe besiegte mich doch tatsächlich sehr deutlich. Die anderen lachten, aber dann doch nicht mehr sosehr, da er tatsächlich alle professionellen Spieler abzockte – wobei wir viel Spaß hatten.

Plötzlich tauchte der Vater des Knaben auf und es wurde relativ hektisch etwas besprochen und ich dachte es ist entweder zu spät für den Jungen (es war immerhin schon 22:00) oder wir wurden wegen der Ruhestörung angesprochen.

Auf jeden Fall verließ der Vater mit seinem Sohn den Spielplatz und auch wir anderen machten uns etwas zügiger auf den Weg nach Hause. Meine Anfragen an meine Mitbewohnerin was denn der Grund für den plötzlichen Aufbruch sei, blieb wie immer zunächst unbeantwortet da, frei nach dem Motto „first things first“, erst verschiedene messages oder anderes auf WeChat erledigt werden mussten. Ich trottete also brav hinter ihr her um Richtung Wohnung zu gelangen (wie ich unschwer feststellen konnte) ohne es zu unterlassen doch beharrlich nachzufragen was denn nun der Grund für unseren überstürzten Abgang gewesen sei.

Bevor ich ihr eine massage auf WeChat schicken konnte um darüber zu kommunizieren, bekam ich tatsächlich die Antwort das es einen neuen corona Fall in unserem compound oder Dorf gegeben habe und wir uns unverzüglich wieder in unsere Wohnungen zu begeben haben. Den Rest kann ich mir selber ausmalen: wieder zwei Wochen Lockdown mit all den entsprechenden Begleiterscheinungen.

Nun ist allerdings erst mal interessant wo denn der Fall aufgetreten ist, denn sollte es in unserem Wohnblock sein, kämen wir in den verschärften Lockdown und sollten wir gar selber betroffen sein (zu diesem Zeitpunkt weiß das noch keiner) gar der Abtransport in ein Quarantänezentrum fällig werden.

Dazu musst Du wissen das bei den täglich stattfindenden PCR Tests jeweils ca. zehn Teststäbchen in eine Reagenzröhre mit Testflüssigkeit gesteckt werden. Ist also eine Probe negativ erhalten die zehn Personen auf ihre App das Resultat das alles okay ist. Wenn allerdings wie in dem vorliegenden Fall eine Probe positiv ist, müssen die zehn Personen getestet und sozusagen selektiert werden.

Wir wissen also bisher nur das es eine positive Probe gab und unser compound bereits per Polizei und jede Menge Pinguine abgeschottet und gesperrt ist. Über unsere Tischtennis WeChat Gruppe informieren wir uns gegenseitig wohin die Pinguin Kontrollgruppe gerade geht. Wir beobachten ebenfalls zwei Gruppen die sich gefährlich unserem Haus nähern und ich male mir für einen Moment aus wie es wohl ist in eine dieser berüchtigten Quarantänestationen zu kommen.

Dabei geht mir natürlich auch durch den Kopf, ob dieser von den Chinesen beschrittene Weg wirklich der einzig mögliche ist. Dazu muss man glaube ich das Ding vom Ende her denken (wie Frau Merkel zu sagen pflegte) und dann muss man sich die Frage stelle was die Alternative zu der jetzigen Vorgehensweise wäre. Das westliche Modell mit hunderttausenden bzw. Millionen (wenn man die USA dazu nimmt) von Toten, würde in den Augen der chinesischen Bevölkerung eine Bankrotterklärung der chinesischen Regierung gleich kommen. Dazu muss man ebenfalls wissen das die Chinesen traditionell (und das seit Jahrtausenden) darauf vertrauen das die Regierung oder Dynastie für ihr Wohlergehen sorgt. War dies bis vor nicht all zu langer Zeit die Bekämpfung des Hungers, so ist der neue Name des Hungers „Gesundheit“. Vieles wird akzeptiert (wie z.B. der Lockdown von 26 Millionen Menschen in Shanghai, aber es wird nicht akzeptiert wenn es nichts zu essen gibt oder eine nicht beherrschbare Krankheit die Bevölkerung trifft – dann kann es zu einem Problem für die Herrschenden werden. Obwohl die chinesische Bevölkerung seit Jahren mit hohen Fallzahlen bei Krebs und Diabetes zu kämpfen haben (es gibt alleine 140 Millionen Diabetiker und es sterben jedes Jahr mehr als eine Millionen Chinesen an den Folgen von Diabetes) ist eine von den Machthabern nicht zu kontrollierende Krankheit ein Zeichen von Schwäche und würde so auch von der Bevölkerung gesehen.

Dabei ist der Unterschied zwischen den verschiedenen Krankheiten gut an dem Beispiel von dem Frosch aufzuzeigen den man in lauwarmes Wasser setzt und langsam zum kochen bringt und der Frosch verbrüht, wenn man allerdings den Frosch direkt in heißes Wasser setzt, springt er sofort raus.

Auch wenn es hier nicht wirklich passt, aber das erinnert mich dann an die Garnelen die ich lebend in die  heiße Pfanne werfe und die auch versuchen rauszuspringen.

Also was für eine Alternative hat die chinesische Regierung ohne ihr Gesicht zu verlieren. Ich habe noch nicht viele intelligente Lösungen (nein eigentlich gar keine) dazu gehört.

Doch zurück zu den von mir beobachteten Pinguin Gruppen, eine geht in Haus 10 und die andere in Haus 8 (wir wohnen in haus sieben), so dass dieser Kelch wohl an uns vorübergegangen ist. Wir beobachten und tauschen uns über WeChat mit anderen darüber aus wie etwa gegen 23:00 mehrere Personen von Pinguinen begleitet zu bereitstehenden Krankenwagen gebracht werden um zu einem weiteren Test gebracht zu werden.

Meine Mitbewohnerin erklärt mir das es möglich ist das wir in der Nacht alle nochmals zu einem Test gerufen werden (das heißt dann klopft jemand an die Wohnungstüre – da es gewöhnlich keine Klingeln gibt) und schließt sich in einem Akt des zivilen Ungehorsams mit der Bemerkung ein das wenn sie nichts hört sie auch nicht reagieren muss, in ihrem Schlafzimmer ein. Mich lässt das mit einem Gewissenskonflikt zurück, da ich einen sehr leichten Schlaf habe. Was also mache ich wenn es tatsächlich klopft – ignoriere ich das auch einfach?

Ich lenke mich nochmals mit den Gedanken über eine chinesische Lösung ab und komme auf den Gedanken, wenn schon eine covid null Strategie unvermeidlich ist  (und das scheint aus o.g. Grund so zu sein) dann wenigstens die Methoden zu ändern. So könnte man in einem Land das bestens vernetzt und die besten Überwachungssystem hat sicherlich infizierte Personen z.B. mit Fußfessel und entsprechenden Bewegungsmeldern an den Wohnungen ausstatten so dass ein unerlaubtes entfernen aus der Wohnung unmöglich ist bzw. sofort registriert wird und sie damit nicht in die aufwendigen Quarantänelager müssten.

Ich bitte dich jetzt nicht vor Entsetzen aufzuschreien, wie ein freiheitlich erzogener und denkender Mensch so etwas vorschlagen kann. Aber tatsächlich sitzen wir z.Zt. alle die in einem Lockdown sind wegen einiger weniger Menschen in Gruppenhaft und dann ist der oben gemachte Gedanke von mir gar nicht so abwegig. Es wäre sozusagen eine telemedizinische Lösung der corona Problems. Dazu muss man in China wissen das ja jedes Bürogebäude, jeder Wohnblock etc. eine Überwachungszentrale hat in der auf x Bildschirmen all die Kameras die außen und innen angebracht sind beobachtet werden. Also wenn die Chinesen das schon gewöhnt sind (und es geschieht ja nicht im heimlichen) dann kann man es auch richtig nutzen.

Über den Gedanken dies der örtlichen Gesundheitsreferentin die ich aus unserem Projekt hier kenne vorzuschlagen, schlafe ich ein, werde nicht von klopfen geweckt und lese am nächsten morgen in der WeChat Gruppe das ein Teil der kritischen Personen um 3:00 morgens zurückkamen und die anderen in Quarantäneeinrichtungen gebracht wurden. Außerdem sehe ich bei einem Blick aus dem Fenster das wieder vor jedem Block ein Pinguin postiert ist der darauf achtet das niemand das Haus verlässt. Vorteil ist das wir unseren Müll wieder einfach vor die Türe stellen dürfen, der dann von den Pinguinen abgeholt wird. So kann man der Situation doch auch etwas positives abgewinnen..

Wohnen in China

Es ist 6:30 und ich werde wie fast immer um diese Zeit wach. Es hat in Taicang einen Temperatursturz gegeben – dieses Mal von 35 Grad gestern auf 18 Grad heute. Das ist nicht wirklich förderlich für meinen Kreislauf und so freue ich mich auf die Wechsel Dusche aus heiß und kalt. In der Dusche stelle ich fest das es mit dem heiß wohl nichts wird. Meine Vermutung nach einem kurzen Gas Check in der Küche wird bestätigt: Meine Mitbewohnerin hat die Gasrechnung nicht rechtzeitig bezahlt. Dumm gelaufen, aber nichts ungewöhnliches. In Deutschland würde ja erst einmal eine Mahnung kommen und dann irgendwann die Ankündigung der Abstellung von Gas oder Strom. Hier ist das alles simpler und effektiver. Egal ob beim Handy, Strom oder Gas, wenn nicht gezahlt wird, wird die Leitung sofort unterbrochen. Als ich später meine Mitbewohnerin darüber informiere das wir kein Gas haben, reagiert diese auch ganz entspannt und sagt sie müsse das checken. Da der wichtigste Teil des morgendlichen Rituals , das warme Frühstück, mittels einer kleinen Elektrokochplatte, die wir zur Zubereitung des Teewassers benötigen, sichergestellt ist, vertieft sich meine Mitbewohnerin erst einmal in den neuesten News die ihr über die verschiedenen WeChat Gruppen zugänglich sind. Die Handyrechnung jedenfalls zahlt sie immer pünktlich, es wäre (für sie)  existentiell wenn einmal die WeChat Verbindung zur Außenwelt abgeschnitten wäre. Nach einiger Zeit, ich habe meine Haferflocken mit Milch (für mich seit sechzig Jahren existentiell und dazu benötige ich glücklicherweise kein Gas) und sie ihre gekochten süßen Kartoffeln gegessen, frage ich erneut nach dem aktuellen Gasstand. Ein erstaunter (nicht etwa schuldbewusster) Blick trifft mich und sie äußert kurzes Bedauern das die tiktok ähnlichen Videos auf WeChat doch wichtiger seien als so schnell wieder an die Gasversorgung angeschlossen zu sein. Aus meiner Erfahrung mit (meiner)  WeChat süchtigen Chines(i)en (wobei das Phänomen weltweit z.B. auch mit WhatsApp, Instagram etc. zu beobachten ist) bleibe ich beharrlich bei dem Thema, um nach einiger Zeit auch tatsächlich die gewünschte Antwort zu bekommen. Ja die Rechnung ist bezahlt (und lass mich jetzt endlich weiter meine Videos ansehen, soll der Blick sagen). Immer wissensdurstig will ich doch noch wissen wieviel wir denn so im Monat verbrauchen, schließlich muss ich ja in unserer kleinen WG für die Hälfte der Kosten aufkommen. Meine Erfahrung sagt mir das ich mehrfach nachfragen muss, was ich auch tapfer tue. Nicht etwa das das Risiko bestünde eine missmutige Antwort zu bekommen, nein das Risiko besteht darin GAR KEINE Antwort zu bekommen. Eine hundertprozentig erfolgreiche Strategie ist es eine Massage auf WeChat zu schreiben, obwohl mir meine Mitbewohnerin direkt gegenüber sitzt. Das funktioniert immer und sie schaut lächelnd auf und gibt mir die gewünschte Information. Wir verbrauchen Gas für 100 RMB pro Monat, was etwa fünfzehn Euro entspricht. Damit Du dir vorstellen kannst wie so ein leben in einer chinesischen Wohnung aussieht und wofür was verbraucht wird will ich Dir eine ja doch typische neuzeitliche Wohnung vorstellen. In einem der Fünfjahrespläne vor etwa zehn Jahren wurde entschieden, die Mehrzahl der Bevölkerung in Wohnblocks von zwanzig bis dreißig Etagen mit jeweils vier bis fünf Wohnungen je Etage umzusiedeln. Meist etwa zwanzig solcher Blocks ergeben ein sogenanntes Dorf (niedlicher Begriff) und sind durch hohe Mauern und meist Elektrodraht oder Stacheldraht eingefriedet (dieser Begriff passt tatsächlich, da dies dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen entspricht und auf die Bauweise der alten Hutongs zurückzuführen sind, haben natürlich auch einen ganz praktischen Nebeneffekt der hundertprozentigen Kontrolle). Meist hat ein solches „Dorf“ zwei bis drei Ein- und Ausgänge, die durch entsprechendes Personal kontrolliert werden. Innerhalb der befriedeten Anlage gibt es sehr schön angelegte Grün- und in manchen Dörfern auch Wasserflächen. Außerdem ist in fast jedem Block im Parterre (in China ist übrigens das Parterre der first floor und der erste Stock second floor usw. und in vielen Gebäuden wird die Nummer vier vermieden, d.h. es gibt keine vierte Etage, keine Wohnung mit der Nummer vier usw. – der Hintergrund ist das das Schriftzeichen für vier und Tod sehr ähnlich sind und da der Chinese nun mal sehr abergläubisch ist…) ein Gemeinschaftsraum mit Sportgeräten wie Tischtennis, Trimgeräten und ähnlichem. Hinter der Eingangstüre jeden Blockes geht es dann ziemlich anonym zu. Eigentlich kennt man niemanden im Block und die Chinesen schauen mich immer ganz verwundert an wenn ich sie bei zufälligen Begegnungen freundlich (und dann noch auf Chinesisch) begrüße. Die Wohnungen selber haben landesweit (wie ich bei verschiedenen Besuchen feststellen konnte) eigentlich immer den gleichen Zuschnitt. Direkt hinter der Wohnungstüre betritt man einen recht großen Wohnraum der in erster Linie als Essplatz dient. Viele dieser Wohnräume sind mit großflächigen TV ausgestattet so dass die Familie beim und nach dem Essen die News nicht nur auf dem Iphone sondern parallel auch am Bildschirm verfolgen können. Dem Wohnraum folgt meist ein großer Wintergarten ähnlicher Balkon auf dem häufig die Waschmaschine zu finden ist und die Wäsche wird dann an unter der Balkondecke befindlchen Metallstangen aufgehängt. Ebenfalls in direkter Anbindung zum Wohnraum ist der wohl wichtigste Raum für die Chinesen: die Küche. Durch eine Glasschiebewand getrennt, befindet sich hier alles um die überlebenswichtigen Essenszeremonien vorzubereiten. Des weiteren gehen dann vom Wohnraum die Schlaf- und Badezimmerräume ab, die sehr funktional sind. Wenn man eine solche Wohnung mietet, ist sie in der Regel mit allen normalen Funktionsmöbeln ausgestattet, so dass ein Umzug in China sehr unkompliziert vonstattengehen kann. Meist bestehen die Wohnungen aus zwei bis drei Wohnräumen, da der chinesischen Tradition folgend die Eltern eines Ehepaars mit in der Wohnung wohnen um auf die Kinder aufzupassen und für die Familie zu kochen, einkaufen, säubern usw. Um nun wieder auf den Gasverbrauch zurück zu kommen. Wirklich geheizt wird in diesen Wohnungen nicht. Es gibt zwar in jedem Raum ein elektrisch betriebenes Klimagerät, das aber in erster Linie im Sommer zum kühlen genutzt wird aber nicht so sehr im Winter zum Heizen. Es ist überhaupt üblich in dicken Steppjacken in den Wohnungen zu sitzen, wie dies ja auch am Arbeitsplatz üblich ist. Was würde es wohl für den weltweiten Energieverbrauch bedeuten wenn es sich alle Chinesen so gemütlich Warm machen würden wie wir Westler es so gewöhnt sind. Ich bin ehrlich, am Anfang war es für mich eine große Umstellung und auch wenn ich durch mein (heiß/kalt) Duschen am Morgen ganz gut abgehärtet bin fand ich Wohnungsinnnentemeraturen von unter zehn Grad nicht gemütlich. Aber nach etwa zwei Wochen hatte ich mich daran gewöhnt, auch weil ich einfach häufiger am Tag in das dann doch wärmere Bett ging. Um nun zu der aktuellen Gasversorgung in Deutschland Stellung zu nehmen, wenn die Mehrzahl der Deutschen das freiwillig praktizieren würden was ich gezwungenermaßen machen musste könnte man ganz schön viel Gas sparen. In China gibt es da natürlich auch die Extreme. So wurden wir zum chinesischen Neujahrsfest von Freunden zum Dinner eingeladen. Zur Vorbesprechung trafen wir uns mit der Gastgeberin zum Tee in ihren Privaträumen. Da ich das nicht wusste ging ich gut vorbereitet, d.h. mit Hemd Rollkragenpullover und Jacke zu dem Tee Meeting. Wir wurden aber in einen Raum geführt der auf 23 Grad geheizt war was mir zahlreiche Schweißausbrüche bescherte und ich so unauffällig wie möglich einige meiner Kleidungsstücke entledigte. Zum eigentlichen Neujahrsdinner am darauffolgenden Tag zog ich bei Außentemperaturen von um die Null Grad nur ein dünnes Hemd (natürlich auf dem Weg mit einer Jacke) an und wurde jäh enttäuscht da das Dinner in der Gemeinschaftsküche stattfand und nicht geheizt war. Also musste ich meinen Mantel anbehalten was dann doch ein eher unbequemes Essen war. Oder bei einem Besuch der Familie meiner Mitbewohnerin im Dezember im Westen Chinas freute ich mich aus dem kalten Shanghai und der nicht geheizten Altbauwohnung in Shanghai darauf in eine geheizte Neubauwohnung zu kommen. Ich war sehr erstaunt einen Heizofen vorzufinden der aber mit dem Hochzeitskleid der Besitzerin zugehängt war und alle bei geöffneten Fenstern (bei ca. fünf Grad Außentemperatur) in dicken Steppjacken im Wohnraum sitzen zu sehen. Das erklärte dann auch warum alle nach dem Dinner relativ früh schlafen gingen.

Quarantäne

Eigentlich sollte dieser Blog dazu dienen Dir einen Eindruck von dem China zu vermitteln wie ich es seit sieben Jahren erlebe. Doch wie so häufig im richtigen Leben kommt eben alles anders (was ja auch das eigentliche Salz in der Suppe ist) und so finde ich mich unvermittelt inmitten des schwersten Corona Ausbruchs in China und werde Dir sicherlich erst einmal einiges aus dieser aktuellen Situation berichten. Aktuell sitze ich im Grünbereich unseres Wohnblocks in Taicang und genieße die Sonne und schreibe dabei diesen Beitrag. Einen solchen Wohnblock musst Du Dir wie folgt vorstellen. Es sind meist bis zu dreißig Hochhäuser mit bis zu dreißig etagen und häufig vier bis fünf Wohnungen je Etage (Wenn Du in Mathe richtig aufgepasst hast weisst Du nun also das  ein solcher Wohnblock etwa 3-5000 Einwohner hat). Der ganze Wohnblock ist eingezäunt bzw. von einer Mauer umgeben und hat in der Regel zwei bis drei Ein- und Ausgänge bzw. Fahrten. Hier wird auch in Nicht Corona Zeiten kontrolliert wer das Gelände betritt oder verlässt. Jetzt wirst Du sicherlich denken „typisch chinesisch“ die Kontrollieren auch alles. Ja das stimmt es wird tatsächlich streng kontrolliert aber diese Wohnart hat historische Wurzeln und kommt dem Sicherheitsbedürfnis der Chinesen entgegen. Dies hier ist übrigens die fünfte Wohnung die ich mit meiner Mitbewohnerin, einer guten Freundin und Mitarbeiterin, teile. Dies hat sehr praktische Gründe, ist aber auf der anderen Seite auch Kostenschonend. Auf jeden Fall kann ich meine Mitbewohnerin zu allen Fragen und Problemen befragen und habe so immer Informationen und Hilfestellung aus erster Hand. Wenn Du eben richtig mitgerechnet hast leben in unserem Areal etwa drei bis viertausend Menschen und alle befinden sich im Moment in Quarantäne. Die Quarantäne verläuft in drei Phasen. Die erste Phase ist das ein Corona Fall im Block gemeldet wird und sofort alles abgesperrt wird. In dem Haus in dem der Fall aufgetreten ist darf niemand sein Apartment verlassen, in den anderen Wohnblocks darf man das Haus nicht verlassen. Dabei macht es für mich keinen so großen Unterschied, denn im Treppenhaus kann man sich nicht wirklich vergnügen. Täglich einmal werden wir per Megaphon – hausweise- aufgefordert zu einer Teststelle im Wohnblock zu kommen. Sind die Ergebnisse in einem Haus nach siebentägigem Testen für ALLE negativ darf man in Phase zwei – das Haus verlassen und zwischen den Blocks spazieren gehen. In dieser Phase befinden wir uns jetzt und ich habe meiner Mitbewohnerin den Vorschlag gemacht auf einer der Rasenflächen zwischen den Blocks mit einer Decke einen Außen Arbeitsplatz einzurichten. Wie ich im weiteren Verlauf der Phase zwei feststelle ist das für Chinesen eigentlich nicht denkbar und wir bleiben auch in den folgenden Tagen alleine auf der Grünfläche. Als Ausländer lässt man mir da einiges durchgehen und beobachtet es amüsiert. Die Chinsen wollen nicht das man sie des Müßiggangs ertappt und daher bleiben sie lieber in ihren Wohnungen. Vielleicht ist aber auch ein Grund das sie Angst haben sich draußen eher anzustecken. Das versuchen auch die vielen fleißigen Mitarbeiter verhindern zu wollen, die übrigens alle den ganzen tag bei dreißig Grad in ihren weißen (Pinguin) Schutzanzügen (die armen) herumlaufen müssen und auch das Gelände nicht verlassen dürfen. Sie wohnen im Verwaltungsgebäude und schlafen in den Büroräumen. Vor jeder Tür jedes Wohnblocks sitzt ein mitarbeiter und achtet darauf das die einzelnen Phasen eingehalten werfden und das auch wirklich alle bewohner das haus zum Testen verlassen. Ausserdem entsorgen sie den Müll direkt vor der Haustüre und bringen bestellte ware (wenn möglich). Aber auf jeden fall sind sie den ganzen Tag unterwegs und sprühen alle Flure, Gehwege und öffentliche Flächen mit Desinfektionsmitteln (hoffe ich jedenfalls). Letztens war dann auch ein Parteisekretär, den ich aus unserem Projekt hier in taicang kenne hier im Block und hat sich kundig gemacht ob alles richtig läuft. Da er nicht in der Anlage war und ich ihn damit nicht gesehen habe, sondern nur aus WeChat erfuhr, habe ich direkt mit ihm gechattet und mich bei ihm für die gute Versorgung und Organisation bedankt (alter Schleimer). Er hat sich auch direkt gemeldet und sich ebenfalls für das Verständnis bedankt. Ich wollte aber auch dem mitarbeiter der vor unserer Türe sitzt meine Dankbarkeit zeigen und habe ihm einen becher kaffee gebracht. Das war am ersten >Tag nachdem er mir das Verlassen des gebäudes verwährte als ich etwas für unser Frühstück besorgen wollte. Erschrocken lehnte er, allerdings mit einem freundliche sir sir (ist chinesiscvh und heisst Danke) ab und ich ging mit meinem Kaffee zurück. Wie gesagt sind wir jetzt in der Phase zwei, aus irgendeinem Grund sitzt er immer noch vor unserer Türe und wir können uns recht fi im eingezäunten Bereich bewegen. Das verhindert zumindest den Ansatz eines Lagerkollers. Phase drei ist dann demnächst nach vierzehn Tagen (negativ) testen endlich wieder Freigang.  

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