Der Flieger landet pünktlich um 13:00 Uhr in Shanghai das ist 7:00 Uhr europäische Zeit. Wie zu erwarten, gibt es vor der Landung kein Frühstück, nichts zu trinken, kein Kaffee, kein Wasser einfach nichts. Die Stewardessen oder besser gesagt die als Pinguine verkleideten, achteten nur darauf dass niemand die Maske absetzt und nicht zu viel Bewegung im Flugzeug ist. Wenn man die mit Vollschutzanzügen verkleideten von mir als Pinguine bezeichneten Stewardessen  im Flugzeug sieht, hat man schon eher das Gefühl dass hier ein Seuchentransport stattfindet. Neben dem Frühstück vermisse ich doch die nett angezogen Stewardessen und das freundliche Lächeln, aber nun sind wir ja in Shanghai und alle stehen auf um sich ihr Handgepäck zu nehmen. Das führt bei den Pinguinen zu einer gewissen Hektik und sie gebieten uns sich gefälligst wieder hin zu setzen. Ein rechtes Autoritätsgefühl kommt bei dieser Maskerade allerdings nicht auf, was den Prozess etwas verzögert. Mein Sitznachbar, ein deutscher Ingenieur der das schon kennt, sagt dass das jetzt gut eine Stunde dauern kann und murrt etwas schwäbisch vor sich hin. Ich entgegne ihm lächelnd (aber durch meine Maske kann er das natürlich nicht sehen) das es mir eigentlich egal ist ob ich hier meine Quarantäne verbringe oder aber im Hotel. Tatsächlich nach rund einer Stunde dürfen wir das Flugzeug verlassen und gehen durch ein Spalier von Pinguinen die immer wieder darauf achten dass der Mindestabstand von 1,5 m eingehalten wird. Der mir als sehr quirlig bekannte Flughafen Shanghai ist nicht wieder zu erkennen. Das Licht ist gedämmt, keine Musik, keine Stimmen weil kaum Menschen da sind und so kommen wir zu der ersten Station einer mit Pinguinen besetzten Schreibtischreihe an der wir wiederum unseren Zoll Code zur Identifikation vorzeigen müssen. Das war jetzt noch eine einfache Übung. Nun geht es zu einer weiteren Schreibtischreihe an der wieder Pinguine sitzen und wir erhalten aufgrund unseres Zoll Codes einen Zettel mit der Aufforderung diesen zu unterschreiben. Da er in Englisch und Chinesisch ist, lese ich ihn mir tatsächlich durch und werde darin höflich aufgefordert das chinesische Gesundheitssystem zu unterstützen indem ich den dann nachfolgenden Rachenabstrich genehmige. Da ich zufällig immer noch neben dem Ingenieur her laufe, frage ich diesen was wohl wäre wenn ich dieser höflichen Bitte nicht nach kommen würde. Er, der schon häufiger dieses Procedere durchgemacht hat, sieht mich nur erstaunt an und fragt was denn eigentlich auf dem Zettel draufsteht. Weitere Diskussion und Beantwortung meiner Frage erübrigen sich. Wir kommen zur nächsten Pinguin bewehrten Schreibtischreihe an der aufgrund unseres Zoll Codes ein Aufkleber produziert wird der auf ein Serum Fläschchen aufgeklebt und uns mitgegeben wird. Wir gehen nun im Gänsemarsch durch die langen Flughafenhallen die gespenstisch und apokalyptisch wirken. Alle Läden und alle Toiletten sind geschlossen (bin ich froh das ich nichts gegessen und nichts getrunken habe, aber vielleicht ist das der Grund warum wir nichts bekommen haben). Vor den Läden und vor sämtlichen Eingängen und Toiletten sind mit schwarzer Plastikfolie beklebte Stellwände und diese Farbe führt nicht gerade zu einer Erhellung der Stimmung. Der Gänsemarsch führt durch ein langes Containerdorf in dem geschätzt bestimmt 50 Testplätze für Rachenabstriche sind. Von den Pinguinen wird man klar dirigiert und einem Platz zugewiesen, der bevor man sich hinsetzen darf, mit Riesennebel von Desinfektionsmitteln scheinbar gesäubert wird. Der Rachenabstrich geht. Der Abstrich durch die Nase ist etwas irritierend. Das Stäbchen wird durch die Nase in den Rachen eingeführt und mehrfach gedreht (was ja schon unangenehm genug ist) aber dann dreht sich nicht mehr das Stäbchen sondern einfach die Mitarbeiterin im Pinguinanzug weg macht irgendetwas anderes und lässt den Probestab in der Nase stecken. Gefühlt bestimmt 20 Sekunden aber ich denke es war nur 5-10 Sekunden aber doch sehr unangenehm. Nach dieser Prozedur und Entnahme des Stäbchens dürfen wir endlich durch die Passkontrolle und zum Gepäckband. Das ist heute so ziemlich der normalste Ablauf und ich bin gespannt wie es weitergeht. Mit meinem Gepäck komme ich zu einer ersten Schleuse in der aufgeteilt wird in welche Stadt und wo man in der Stadt in eine eigene Wohnung oder in eine öffentliche Quarantäne muss. Vor Aufregung und aus Versehen wähle ich Shanghai mit eigener Wohnung (schließlich denke ich das Lindas Wohnung ja sozusagen mein zweiter Wohnsitz ist) aber der Ingenieur erklärt mir dass ich mit Sicherheit auf dem falschen Weg (es gab bisher noch wenige Ingenieure die mir das gesagt haben, aber vielleicht hätte öfters welche fragen sollen) bin. Gehe wieder zurück und erkläre Pinguin dass ich doch in die andere Richtung muss, was er mit einer wirschen Handbewegung quittiert. Nun werden wir wieder durch endlose Gänge mit schwarz verhängten Läden und Wänden zu einem Raum geführt indem wieder verschiedene Schreibtische mit Pinguinen besetzt sind, die sowohl den Zoll Code erneut kontrollieren als auch den Ausweis einkassieren. Auf großen Plakaten steht das man seinen Ausweis bei der Ankunft im Hotel zurück erhält. Ich bin nur minder beunruhigt da ich durch einen witzigen Zufall über zwei Reisepässe verfüge. Da mein alter Reisepass ziemlich zerfleddert war habe ich kürzlich im Rathaus nachgefragt ob es nicht besser sei einen neuen zu bekommen. Dieser wurde auch beantragt und mir auch zugeschickt. Meiner Willenserklärung meinen alten Ausweis abzugeben stand die deutsche Bürokratie im Wege. Denn die Mitarbeiterin stellte fest dass in dem alten Ausweis noch ein gültiges Visum für China enthalten war und insofern wurde mir auch dieser Ausweis ausgehändigt mit der Bitte, wenn dieses Visum abgelaufen sei doch den Ausweis zurückzugeben. So reise ich also jederzeit mit zwei Reisepässen durch die Welt. Nun werden wir in Gruppen von je 20 Reisenden aufgeteilt und in einer großen Halle in der jeweils mit Absperrbändern Rechtecke markiert sind, in diese Markierungen geführt nicht ohne darauf hingewiesen zu werden wie man zu stehen hat, nämlich in Reih und Glied und jeweils mit 1,5 m Abstand. Das Ganze bis hierhin hat schon etwa zweieinhalb Stunden gedauert und ich freue mich an der Stelle wirklich dass meine Blase leer ist. Unsere zwanziger Gruppe wird wiederum in Bewegung gesetzt und zu einem bereits wartenden Bus mit Pinguinfahrer und Pinguin Besatzung geführt. Wir müssen unser Gepäck selber im Bus verstauen und  jeweils einen Doppelsitz einnehmen. Im Bus redet niemand es gibt auch keine Musik und wir fahren etwa 1 Stunde durch Shanghai und da ich Shanghai ein bisschen kenne, stelle ich fest dass wir vom Flughafen Pudong zum Flughafen Hongqiao am anderen Ende der Stadt fahren. Wenn mich irgendjemand im Bus verstanden hätte würde ich den Witz machen dass man sicherlich zum anderen Flughafen gefahren wird um wieder außer Landes gebracht zu werden, aber das ist hier nicht angebracht. Nach rund 1 Stunde Fahrt fahren wir auf ein Hotel zu, allerdings nicht zum Haupteingang sondern zu einem versteckten Hintereingang und werden aufgefordert den Bus zu verlassen und beim Verlassen des Busses einen WeChat code zu scannen, dort unseren Namen die Zimmer Nummer, die wir mittlerweile bekommen haben und unseren Ausweis hochzuladen, damit das örtliche Gesundheitsamt sich mit uns in Verbindung setzen kann und alle unsere Daten hat. Über Datenschutz Grundverordnung will ich noch nicht einmal mehr nachdenken. Da ich heute Morgen von dem Ingenieur, ich hatte gesehen dass er eine Zigarettenschachtel in der Jackentasche hat, eine Zigarette geschnorrt habe, versuche ich einem Pinguin per Handzeichen zu verstehen zu geben dass ich gerne rausgehen möchte um diese Zigarette zu rauchen. Blankes Entsetzen in seinen Augen (mehr sehe ich schließlich von seinem Gesicht nicht) und ein wildes Kopfschütteln. Früher dachte ich immer ein schütteln des Kopfes bei Chinesen heißt „ja“ und nicken „nein“ aber dieses nein war eindeutig. Wir werden einzeln durch einen mit schwarzer Plastikfolien abgeklebten Hotelflur zu unseren Hotelzimmern führt. Hinter mir schließt sich die Tür. In anderen Situationen nennt man das glaube ich Einschluss. Ich bin in einem doch modern und für eine Person geräumigen Hotelzimmer mit auf den ersten Blick allen Dingen die ich so brauche. Der Blick aus dem Fenster, dessen seitlicher Teil sich nur 10 cm öffnen lässt, zeigt auf einen Parkplatz der nicht benutzt ist und überall auch mit Absperrband  abgesperrt ist. Ich mache mich daran mich häuslich einzurichten und mein Taschen und Koffer auszuräumen und das Apartment so weit wie möglich wohnlich zu gestalten. Normalerweise sind Hotelzimmer in China immer reich bestückt mit Tee zum Teil auch Kaffee und kleinen Keksen und ähnlichem. Davon finde ich hier gar nichts und jetzt fällt mir auch auf was ich vergessen habe; Instant Kaffee Instant Milch Tee und irgendetwas zu essen. Es ist jetzt mittlerweile 16:30 Uhr und ich habe seit über 30 Stunden fast nichts gegessen und nur wenig getrunken. Glücklicherweise habe ich meine chinesische Teeflasche und eine kleine Packung Taiwan Tee dabei und es gibt zumindest im Zimmer bereitgestellte Wasserflaschen und einen Wasserkocher so dass ich mir einen Tee kochen kann. Selten habe ich einen Tee so genossen.  Dann lese ich mir in Ruhe die Anweisung durch und erfahre dass ich dreimal am Tag eine Mahlzeit bekomme und pro Tag zwei Flaschen Wasser. Alkohol und Zigaretten sind strikt verboten. Damit kann ich aber ganz gut leben, es  wird sicherlich eine gewisse Fastenzeit sein. Nachdem ich mich akklimatisiert habe und es etwa 17:30 Uhr  chinesischer Zeit ist klingelt es zweimal an meiner Tür und ich öffne sie und stelle dabei fest dass sie selbstständig von innen geöffnet werden kann und sehe auf einem Beistelltisch der neben meiner Zimmertür aufgestellt ist und ebenfalls mit schwarzer Folie verkleidet, eine ebenfalls schwarze Plastikbox mit meinem Abendessen und einem Joghurt dazu. Es ist typisches chinesisches fast food dass mir aber wohl bekannt ist und ich schlinge es herunter und folge meiner Intuition dass ich auch die Abfälle wieder auf den draußen bereitgestellten Tisch ablegen soll. Nachdem ich den nächsten und damit ersten Quarantänetag gedanklich durch geplant habe und mir vornehme am nächsten Tag einige Dinge zu organisieren, nehme ich eine ausführliche Dusche nach gefühlt drei Tagen ohne Dusche rasiere mich und lege mich relativ früh ins Bett.